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Institut für Geschichte

Münzprägung im Mittelalter

Zur Karolingerzeit fiel die Münzprägung in die Verantwortung königlicher Beamte. Im Hochmittelalter trat an deren Stelle die sog. „Münzerhausgenossenschaft“, ein Zusammenschluß von Kaufleuten, die das Metall vorfinanzierten, beschafften, das Wechselgeschäft betrieben und Münzmeister anstellten. Im Spätmittelalter waren die Münzmeister selbständige Unternehmer, die in freien Verträgen mit den Münzherren Gewicht, Feingehalt, Schlagschatz und Eigenbeteiligung festlegten.

Die eigentliche Münzherstellung zerfiel in mehrere Schritte. In kleinen Gußöfen mußte das Silber geschmolzen werden. Dann wurden entweder die Schrötlinge einzeln gegossen oder aus einem längeren Gußstück, dem sog. Zain, herausgehämmert und geschnitten.

Der Stempel wurde aus einem rundgeschmiedeten Eisenstück hergestellt. Auf den glatten Kopfstücken wurde mit Sticheln das Münzbild und die Legenden spiegelverkehrt eingeschnitten - Schreibfehler waren dabei nicht selten! Eine chemische Härtung des Eisens war im Frühmittelalter noch nicht bekannt. Allerdings konnte der Kohlenstoffgehalt der obersten Schichten durch geschickte Abfolgen von Glühen und Abkühlen des Metalls so verändert werden, daß wenigstens eine geringe Härtung erzielt wurde. Der Verschleiß war trotzdem recht hoch. Der Unterstempel hielt im besten Fall 10.000 Schläge aus. Der Oberstempel, der den Hammerschlag direkt abbekam, mußte deutlich früher erneuert werden.

Die Prägung erfolgte mit freiem Hammerschlag. Der Unterstempel war in einen Holzblock eingelassen. Auf ihn wurde der Rohling gelegt. Dann wurde der Oberstempel aufgesetzt und das Münzbild mit einem kräftigen Hammerschlag (maximal zu erzielender Druck ca 500 kg) eingeprägt. Ein zu schwach geführter Schlag äußert sich in einem nicht allzu tief eingeprägtem Münzbild. Gelegentlich führte der Münzmeister einen zweiten Schlag, was sich in „Doppelbildern“ äußert. Leicht schräge Anstellung des Oberstempels bewirkte einseitige Prägungen. Durch den frei in der Hand gehaltenen Oberstempel liegen bei kaum zwei Münzen die Achsen der beiden Münzbilder in derselben Flucht. Zur Römerzeit wurden Münzzangen benutzt, die beide Stempel miteinander verbanden und für gleiche Achsen sorgten. Bei einigen karolingischen Münzen könnten ähnliche Vorrichtungen noch benutzt worden sein. Dies ist jedoch umstritten.

Mittelalterliche Münzstempel sind nur vereinzelt erhalten. Über das Funktionieren von Münzstätten wissen wir im Allgemeinen nur durch Urkunden, einige wenige Beschreibungen meist der frühen Neuzeit und den Abrechnungen der Münzmeister mit ihren Münzherren. Einblicke in mittelalterliche Prägestätten, die Räume, Personal und Werkzeug zeigen, sind ausgesprochen selten. Aus dem frühen und hohen Mittelalter liegt nichts dergleichen vor (abgesehen von Geldwechsler-Szenen in illustrierten Bibelhandschriften).

Hier zwei Ausschnitte aus spätmittelalterlichen illustrierten Chroniken. Abgesehen von der äußeren Organisationsform und der Kleidung der Personen dürften sich Münzstätten zur Karolingerzeit nicht wesentlich unterschieden haben:



Bei den rechts abgebildeten Personen dürfte es sich um den Münzmeister und den Münzherrn oder einen Kaufmann handeln, die vor einem Wechseltisch Gehalt und Preise besprechen. Ein Bediensteter in der Mitte reicht ihnen eine Schale mit frisch geschlagenen Münzen zu. Vor ihm steht ein Kasten, der Werkzeug (Hammer und zwei Stempel) und in zwei Hölzern mit rinnenartigen Vertiefungen mehrere Reihen von geschichteten Schrötlingen enthält. Eine Zange dient zum Auschneiden der Rohlinge. Die Kanne und ein Bottich könnten Säure enthalten, mit denen nach dem Gießen, Glühen und Hämmern der Zaine und Schrötlinge Oxidschichten entfernt wurden. Links davon wird mit freiem Schlag geprägt. Mehrere Säcke mit Schrötlingen stehen bereit. Am linken Rand ist ein weiterer Bediensteter für das Herstellen und Prüfen der Schrötlinge zuständig. Im Hintergrund ist noch der Schmelzofen mit Blasebalg zu sehen. Der Blick in die Werkstatt stammt aus einer illustrierten Schweizer Chronik kurz vor 1500.



Dieses Bild stammt aus einer illustrierten Chronik, die nach der Wende zum 16. Jahrhundert angelegt wurde. Das Bild nimmt Bezug auf ein Ereignis aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Künstler bildete freilich ihm vertraute Szenen seiner Zeit ab. Dennoch ist die Einrichtung ‚mittelalterlich‘. Von den im 16. Jahrhundert allmählich aufkommenden Münzpressen oder Klippwerken ist noch nichts zu sehen. Die Prägung erfolgt noch rein manuell. Zwei Männer (mit kräftigen Unterarmen) sitzen an einem massiven Holzblock und schlagen die Münzen. Ein Unterstempel ist nicht recht zu erkennen. Vielleicht werden hier einseitige Pfennige geprägt. Neben einem kleinen Häufchen fertiger Münzen liegen zwei weitere Stempel auf dem Tisch. Es könnte sich dabei aber auch um Stanzeisen handeln, mit denen die Schrötlinge aus gehämmerten Silberblechen gestanzt wurden. Im Hintergrund ist ein Treibofen zu sehen. Hier wurden die Silberschmelze mit Bleizusätzen gereinigt („abgetrieben“, daher auch Treibofen) und auf den erstrebten Feingehalt gebracht. Im Feuer sind noch ein irdener Gußtiegel und eine Zange zu sehen. Nur durch kräftige Sauerstoffzufuhr konnte die für reines Silber benötigte Schmelztemperatur von 961° erreicht werden. Dazu dient ein Blasebalg. Der Haltestange nach zu schließen wurde der Balg mit beiden Füßen betätigt. Ein federnd aufgehängter Holzstab mit einer Schnur sorgt für die raschere Füllung mit Luft.

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