Bericht Schottland-Exkursion
Schottland-Exkursion vom 6.-13. Oktober 2013
von Dr. Verena Spinnler
Die schottische Politik und Gesellschaft beschäftigen sich momentan stark mit dem im September 2014 stattfindenden Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands. In Veranstaltungen von Prof. Dr. Wolfgang Altgeld und PD Dr. Frank Kleinehagenbrock über „Schottland in der Neuzeit“ und „Popmusik und Nation“ kam von Studierenden die Anregung, eine Exkursion nach Schottland durchzuführen, um sich dort intensiver mit der schottischen Geschichte und Nation zu beschäftigen. Am Sonntag, den 6. Oktober 2013 reisten schließlich 25 Studenten und Studentinnen der Geschichte nach Schottland, begleitet wurden sie von PD Dr. Frank Kleinehagenbrock vom Lehrstuhl für Neuere Geschichte, der die wissenschaftliche Leitung hatte, und Dr. Verena Spinnler vom Lehrstuhl für Neueste Geschichte.
Erste Station der Exkursion war Edinburgh, vier Nächte verbrachte die Gruppe in der schottischen Hauptstadt. Eine Führung durch die New Town von PD Dr. Frank Kleinehagenbrock gab noch am Sonntag einen ersten Eindruck von einem Teil dieser Stadt und eröffnete das Besichtigungsprogramm. Den nächsten Tag verbrachte die Gruppe in den Borders und begann ihn mit einem Besuch in Abbotsford House. Sir Walter Scott, Nationaldichter des 19. Jahrhunderts und „Erfinder“ des klassischen Schottland-Bildes mit Kilt, Tartan und Clan, hatte dieses Haus nach seinen Vorstellungen errichtet und damit einen ganz eigenen Baustil geprägt und ein eigenes Verständnis von Geschichte zur Schau gestellt. Dort trafen wir Professor Christopher Harvie (Universität Tübingen, vormaliger MSP), der den Vormittag mit uns verbrachte und unsere ausgezeichnete Führung in einigen Punkten inhaltlich ergänzte. Vor dem Rückweg nach Edinburgh standen mit Melrose Abbey, Dryburgh Abbey und Jedburgh Abbey drei Klostergründungen des 12. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Nicht nur ihr zerstörter Zustand macht die wechselvolle und kriegerische Geschichte Schottlands in der Auseinandersetzung mit England, vor allem die zerstörerische und nachhaltige Wirkung Oliver Cromwells deutlich. Unterwegs hielten die Studenten, wie an den anderen Tagen auch, kurze Referate, um näher über bestimmte Aspekte schottischer Geschichte und Gesellschaft zu informieren.
Am Dienstag wurde die Gruppe im schottischen Parlament empfangen. Eberhard (Paddy) Bort, Institute of Governance, University of Edinburgh, gab eine Einführung in die Geschichte und Funktion des Parlaments und die seine Architektur. Anschließend nahm sich David Steward, MSP für Inverness, Zeit und diskutierte mit den Studierenden über aktuelle politische Entwicklungen und natürlich das Referendum 2014. Die anschließende Führung von PD Dr. Frank Kleinehagenbrock durch die Old Town am Nachmittag setzte den bereits am Sonntag begonnenen Stadtrundgang durch Edinburgh fort.
Am Mittwoch ging es zunächst nach Stirling Castle, eine der Hauptresidenzen der Stuarts, Maria Stuart etwa wurde hier gekrönt. Die Führung vermittelte auf eindrucksvolle Weise die Bedeutung dieses strategisch wichtigen Ortes für die schottische Geschichte. Ganz anderer Art war das Ziel des Nachmittags. In New Lanark ging es um die Frühgeschichte der Industrialisierung; Robert Owen hatte diese in sozialer Hinsicht fortschrittliche Industriesiedlung zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet. Am nächsten Tag wurde die Exkursion in Richtung Norden fortgesetzt, zunächst mit einem Besuch in Dunfermline Abbey, der Grablege der schottischen Könige, wo vor allem das Grab von Robert the Bruce, König von Schottland von 1306 bis 1329, im Mittelpunkt stand. In St. Andrews wurde die Gruppe von Elisabeth Rhodes PhD, School of History, University of St Andrews, geführt, die diese schöne, direkt am Meer gelegene Stadt vor allem in Hinblick auf die Reformationsgeschichte präsentierte. Nach einer Übernachtung in Perth standen am Freitag zwei Schlösser schottischer Adelsfamilien, die in ihrer Anlage höchst unterschiedlich waren, auf dem Programm. Zunächst Scone Palace, wo eine Kopie des Stone of Scone den Krönungsort der schottischen Könige markiert. In Castle Menzies gewährte die Führung interessante Einblicke in das schottische Clan-System. Zum Abschluss des Tages stand noch der Besuch einer Distillerie in den Highlands an.
Am Samstag, dem letzten Tag in Schottland, führte der Weg zunächst weiter in Richtung Norden bis zu der Festung Fort George aus dem 18. Jahrhundert. Sie wurde erbaut, um die englisch-britische Dominanz die Highlands nach dem letzten Jakobitenaufstand sicherzustellen und gilt als eine der bedeutendsten Anlagen aus dieser Zeit in Europa. Der Rest des Tages wurde hauptsächlich im Bus verbracht, entlang der wichtigen touristischen Ziele, die Schottlands Bild heute ausmachen: zunächst an dem berühmten See Loch Ness entlang, über Fort Augustus und Fort William nach Glencoe. Dort fand 1692 ein Massaker durch Anhänger des englischen Königs Wilhelm an Mitgliedern des Clans der MacDonalds statt, das bis heute hohe symbolische Bedeutung besitzt. Die landschaftlich schöne Kulisse des Tals wurde für ein Gruppenfoto genutzt, bevor es für eine letzte Übernachtung nach Glasgow ging und von dort schließlich nach acht interessanten und erlebnisreichen Tagen entlang zentraler Erinnerungsorte der schottischen Nation nach Deutschland zurück.