Bericht Berlin-Exkursion
Berlin-Exkursion des Lehrstuhls für Neuere Geschichte: Friedrich der Große (11.-12. Mai 2012)
Das dreihundertjährige Jubiläum des Geburtstags von Friedrich II. hat Anlass zu verschiedenen Ausstellungen, Feiern und Diskussionen gegeben. An unserem Lehrstuhl für Neuere Geschichte bietet Dr. Peter Mainka derzeit zwei Proseminare zu dem Preußenkönig an. Er hat hierzu eine Exkursion nach Potsdam und Berlin organisiert, für die sich nicht nur Seminarteilnehmer, sondern auch andere interessierte Studierende anmelden konnten.
Am ersten Exkursionstag fuhren wir frühmorgens mit dem Bus Richtung Potsdam los. Dort angekommen, hatten wir Zeit, uns zu verpflegen und im wunderschönen Park von Sanssouci lustzuwandeln. Nachmittags sahen wir uns die Ausstellung FRIEDERISKO: Friedrich der Große – den großen Preußenkönig neu entdecken im Neuen Palais am Rande des Parks an. Die Ausstellung ist nach Themenbereichen wie „Risiko und Ruhm“, „Verhältnisse“, „Körper und Seele“ oder „Königsbilder“ geordnet. Allerdings bietet sie nicht viel Neues über Friedrich II.: Was das Kulturelle angeht, so werden seine intensive Beschäftigung mit der Aufklärung, seine Freundschaft mit Voltaire, sein Flötenspiel und seine Kompositionstätigkeit hervorgehoben; im politischen Bereich werden seine Risikobereitschaft, seine va-banque-Politik, die auch in den Abgrund hätte führen können, betont. Teilweise hat die Ausstellung etwas leicht Mythisierendes, etwa, wenn es darum geht, wie Friedrich nach und nach von allen seinen früheren Freunden verlassen worden war und schließlich einsam verstarb, seine Hunde mehr als die Menschen liebend. Im Großen und Ganzen war die Ausstellung aber dann doch recht ausgewogen. Am innovativsten erschien der Einfall, in einer der Raumfluchten ein von Friedrich verfasstes satirisches Theaterstück, den Modeaffen, mit Drahtpuppen in zeitgenössischer Kleidung nachzustellen. Als Germanist möchte ich noch bemerken, dass sich seltsamerweise in der Ausstellung kein Hinweis fand auf Friedrichs problematisches Verhältnis zur deutschen Literatur, das sich in seiner abwertenden Schrift „De la Littérature Allemande“ (1780) ausdrückt.
Leider ist an der ganzen Ausstellung zu bemängeln, dass sie wie ein Museum im Museum wirkt: Die Räumlichkeiten des Neuen Palais sind teilweise sehr vollgestellt, schwarze Stege durch die Räume, die wohl das Parkett vor den Besuchern schützen sollten und eine schummrige Beleuchtung erzeugen eine ziemlich düstere Atmosphäre. Wir hatten uns darauf gefreut, uns danach noch die in verschiedenen Stilen erbauten Pavillons im Park anzusehen, aber ein plötzlicher Platzregen machte uns einen Strich durch die Rechnung. Glücklicherweise waren für die Ausstellung an mehreren Orten gelbe Schirme aufgestellt, so dass wir nicht völlig durchnässt wurden.
Abends fuhren wir mit dem Bus weiter zu der Jugendherberge Ernst Reuter in Berlin-Hermsdorf, in der wir übernachteten. Die Abendgestaltung stand uns zur freien Verfügung. Viele von uns fuhren nach Berlin, wo einige unserer Exkursionsteilnehmer einen gemütlichen Abend in einem Café am Hackeschen Markt verbrachten. Da einer von uns zum ersten Mal in Berlin war, unternahm ein kleiner Teil unserer Gruppe noch einen kleinen nächtlichen Spaziergang vom Bahnhof vorbei am Reichstagsgebäude zum Brandenburger Tor, das man wohl nur nachts ohne touristische Massen erleben kann.
Am zweiten Exkursionstag besichtigten wir noch die Ausstellung Friedrich der Große – verehrt, verklärt, verdammt im Deutschen Historischen Museum in Berlin, die von der Ausstellungskonzeption her ausgereifter als FRIEDERISIKO wirkt. Dort wird deutlich, dass Friedrich der Große in den beiden Jahrhunderten nach seinem Tod für die verschiedensten Interessen vereinnahmt wurde: Das Spektrum reicht von Wahlplakaten, die für konservative Sparpolitik im Sinne Friedrichs werben bis hin zu einem Propaganda-Film des Nationalsozialismus, in dem Friedrich II. sehr viel mit Hitler gemein zu haben scheint. Kuriosa wie ein Bild Wilhelms II. als Friedrich II. verkleidet, das wie eine schlechte Persiflage wirkt, oder ein kürzlich erschienenes recht komplexes Brettspiel zur Politik des Preußenkönigs vervollständigen das Bild.
Anschließend hatten wir noch Zeit, uns zu verpflegen und ein bisschen in der Innenstadt von Berlin zu schlendern, bis wir dann am Nachmittag wieder mit dem Bus nach Würzburg zurückkehrten. Wir möchten Dr. Peter Mainka danken für die gute Organisation dieser bereichernden und gelungenen Exkursion und hoffen weiterhin auf solche schönen Angebote.
Exkursionsbericht: Adrian Robanus (adrian.robanus@cantab.net)